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Bajamar – Am nördlichen Küstenende von Teneriffa
Bajamar bedeutet übrigens „Ebbe“. Es ist ein kleiner Fischer-Ort hier an der Nordküste von Teneriffa. Es liegt am nord-westlichen Ende vom Anaga-Gebirge und eignet sich gut für Aufnahmen von traumhaften Sonnenuntergängen direkt am Meer. Sobald die Wellen im Meer gewisse Dimensionen annehmen, ist dieser Ort ebenfalls perfekt für spektakuläre Foto-Aufnahmen. Denn wenn die Brandungswellen so richtig wild toben und über die Schutzmauern der kleinen Badebucht steil nach oben spritzen, ist das ein Wahnsinns-Schauspiel. Und das wird hier dann sehr gerne angesehen und fotografiert.
Doch heute Abend war das Meer recht ruhig, mit sanften Wellen. Eine leichte Meeresbriese war zu spüren. Einige Felsen im Wasser zeigten sich an der Oberfläche, waren mit Seetang bedeckt und wurden immer leicht von den Wellen überspült. Das fand ich großartig. Ich setzte mich gemütlich im Schneidersitz auf die Mole und genoss diesen Blick.
Perfekt, um den Tag chillig ausklingen zulassen
Mein Motiv war gefunden und ich konnte meine neuen Lensinghouse-ND-Filter wieder ausprobieren. So stellte ich kurzer Hand das Stativ auf die Mauer mit Blick auf den nächsten Ort – Punta del Hidalgo. Es ist der letzte Ort, der von hier per Auto erreichbar ist. Mit unserem Aufstellen der Stative und den Vorbereitungen lockten wir auch gleich wieder die Leute in der Nähe an. „Wie immer“ dachte ich schmunzelnd und ließ mir nix anmerken …
Unsere Fotosessions müssen echt anziehend sein. Zum Teil wurde sogar auffallend interessiert über die Schutzmauer nach unten ins Meer geschaut. Ich musste fast laut loslachen, ein Grinsen konnte ich mir jedenfalls nicht mehr verkneifen. Mit den „aufgescheuchten“ Leuten konnte ich allerdings erst einmal meinen gewünschten Bildausschnitt weiter Richtung Land vergessen. So zoomte ich mich weiter in den Horizont rein, was mir aber auch sehr gut gefiel.
Der Unterschied der Langzeitbelichtung in den Wellen
Heute wollte ich mal ganz bewußt wahrnehmen, wie sich die Wellen in den verschiedenen Langzeitbelichtungen darstellen werden. Wie mehr oder weniger „verwischt“ die Wellen auf dem Foto wiedergegeben werden. Bis jetzt habe ich immer – aus einer gewissen, unerklärlichen Bequemlichkeit – nur die von der Kamera vorgegebene maximale Belichtungszeit bis zu 30 Sek. ausgereizt. Heute soll endlich Schluß damit sein. Denn mit dem Kabelauslöser ist das überhaupt kein Problem.
Dafür machte ich mein erstes Foto auf dem Stativ ohne Filter im A-Modus mit Blende f/16 und ISO 100. Ich fokussierte dafür die Mauern rechts im Autofokus an, kontrollierte die Schärfe mit der OK-Taste und schaltete dann anschließend das Objektiv sofort auf Manuell um, um keine weitere Veränderung in der Schärfe zu provozieren.
Die ISO bleibt schön brav auf ISO 100, also keine ISO-Automatik! Denn Langzeit geht eh nur mit Stativ. Nach der ersten Aufnahme ohne Filter wird die Schärfe nochmals kontrolliert. Wenn alles okay ist, dann die Belichtungszeit merken (!!!) und dann das Funktionswahlrädchen auf den M-Modus stellen. Da die schönen Wischeffekte im Wasser eh erst mit ca. 1 Minute entstehen, nahm ich gleich den ND 3.0 Filter (=1000fache Verlängerung). Dieser allein reichte zwar noch nicht ganz aus, aber ich wollte ja auch die unterschiedlichen Varianten ausprobieren…
Die Sonne versteckte sich ab und an etwas hinter den Wolken und so änderten sich die Belichtungszeiten leicht zwischen 1/50 bis 1/60 Sekunde. Mit dem ND 3.0 Filter brachte mir das somit eine Verlängerung von 15-20 Sek. Ich probierte beide Varianten wegen der ständig veränderten Lichtverhältnisse, was aber keinen großen Unterschied ergab.
Das schon recht schräge Sonnenlicht ergab diese schönen Rot-Gelb-Töne. Ja, es war die pure goldene Stunde, was durch den ND3.0 Filter sehr schön zur Geltung kam. Ich war erstaunt, wie unterschiedlich die Aufnahmen – mit den gleichen Einstellungen wohlgemerkt – sind und der Filter vorallem die weißen und hellen Farbtöne viel besser halten kann.
Filterstärken und ihre Wirkung
Die Verwischungen gefielen mir im vorderen Bereich schon sehr gut, allerdings noch nicht so ganz auf der Meeresoberfläche am Horizont. So schaute ich auf meine Filtertabelle, welchen Filter ich dann zusätzlich für etwas mehr Zeit bräuchte. Zur Auswahl in meiner Ausrüstung habe ich da dann noch den 0.9 und den 1.8 ND-Filter. Mit dem 0.9 Filter war ich gut bedient. Somit hatte ich eine Gesamt-Filterstärke von ND3.9 und konnte somit sage und schreibe ganze 130 Sek. belichten. So stellte ich nun die Nikon D750 und den Kabel-Fernauslöser auf den Bulb-Modus und belichtete das Foto.
Ganze 2 Minuten und 10 Sekunden!!! Belichtungszeit mit der ND3.9 Filterstärke. Es war unglaublich aufregend.
Ihr glaubt gar nicht, wie gespannt ich während der Aufnahme auf das Ergebnis war. Als dann endlich auch noch die automatische Rauschreduzierungszeit der Kamera durch war und ich endlich mein Bild auf dem kleinen Display sah, war ich so richtig glücklich. Es war einfach nur toll, ich sprang vor lauter Begeisterung gleich auf und rief Thorsten laut entgegen: „Das MUSST du dir ansehen…“
Was mich so richtig begeisterte,
war nicht nur das warme, abendliche Sonnenlicht, sondern auch diese eingefangene Dynamik der Wolken und auch die Verwischungseffekte der Wellen. Da für mich beides die gleiche Wertigkeit hatte, habe ich auch den goldenen Schnitt mit Absicht außer Acht gelassen und den Horizont einfach in die Mitte gesetzt. Leider hatte ich keine Möglichkeit die Kamera tiefer zu positionieren, um das Motiv anders in Szene setzen zu können. Das hätte vielleicht auch noch mehr Dramatik in die Wolken gebracht.
Mittlerweile war das Interesse an uns wieder verflogen und die Leute genossen den Sonnenuntergang. Ich wollte ein weiteres Motiv einfangen mit noch mehr Felsen im Vordergrund. Als ich das Stativ an diese Stelle aufstellte, versteckte sich die Sonne vollends hinter den Wolken, das „goldene“ Licht verschwand und ging ins leicht Dunkle über. So entschieden wir uns, diese Fotosession zu beenden. Beim Zusammenpacken kam doch noch eine Welle als Abschluss nach oben gespritzt und so bekamen wir und meine Kamera zum Abschied noch eine kleine frische Briese ab. Was soll uns das wohl sagen 🙂
Wir setzten uns gleich direkt hinter unserem Fotospot in die kleine Bar direkt am Meer und beobachteten – wie einige andere Leute auch – den versteckten, aber schönen Sonnenuntergang hinter den Wolken. Dann brach die Nacht ein und die blaue Stunde machte sich bemerkbar. Das ergab noch ein kleines Abschiedsfoto und dann ging es entlang der Nordküste nach Hause.
Das war wieder ein schöner, chilliger, entspannt ausklingender Abend.
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