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Makrofotografie im Biotop
Natur entdecken in den Bergen am Gardasee
In den letzten zwei Tagen habe ich schon viel in den Bergen rund um den Gardasee die Naturvielfalt kennen und lieben gelernt. So bekam ich noch mehr Lust hier die Natur immer weiter zu entdecken. Heute haben wir uns im Biotop am Lago d’Ampola Minore umgeschaut und in Makro fotografiert.
Dank der Makrofotografie nehme ich die Natur – insbesondere die ganz kleinen Dinge – noch viel intensiver wahr.
Das Biotop am Lago d’Ampola Minore
liegt nordwestlich in der Nähe Gardasees in einer Hochebene. Hier wollte ich unbedingt wieder hin. Ich war total gespannt, was mich diesmal da heute erwartet. Auf einem Holzsteg entlang ging es ins Biotop hinein.
Kleine weiße Blümchen entlang des Wegesrandes, nicht größer als ein Centstück, weckten sofort mein Interesse. Ich kniete auf dem feuchten Boden, um an diese kleinen Blümchen ranzukommen.
So probierte ich auch verschiedenen Blendenstufen durch, um möglichst ein schönes Bokeh (Hintergrund) zu bekommen. Hierbei musste ich häufig die ISO auf 800 erhöhen, um die Verschlusszeiten nicht zu lang zu haben, da die Blümchen häufig im Halbschatten lagen und ich ohne Stativ unterwegs war.
Blümchen und Insekten im Biotop am Lago d’Ampola Minore
Da der Wegesrand des Naturparkes nicht verlassen werde darf und ich natürlich auch nicht die Blümchen zertrampeln möchte, habe ich mir meine Motive am Wegesrand gesucht. Und wenn dann doch mal eine Motiv weiter weg war, hieß es mit angespannter Körperhaltung vorbeugen, um dann schnell und zielsicher zu fotografieren.
Es wurde besonders dann spannenden und gerne auch mal körperlich anstrengend, wenn ich darauf gewartet habe, bis sich die Fliege von allein in die von mir erhoffte Position begab. Da steht man dann da – in verrenkter, gebückter oder kniender Haltung – mit angespannter Bauchmuskulatur (wie beim Pilates) und hofft auf sein gewünschtes Motivwahl. Hier aber – kurz vor der Frontansicht – flog die Fliege wieder einfach weg. Und so kann fotografieren auch Sport sein.
Der Graureiher auf der anderen Uferseite
Am Wasser gibt es einen kleinen Holzsteg zum Beobachten. Am gegenüberliegendem Ufer saßen vier Graureiher schön verteilt. Einer war recht dicht dran. Also holte ich das Tele 70-200mm raus. Aus Erfahrung weiß ich, dass der Graureiher in seinen Konturen schwer zu fotografieren ist. Ich setze die ISO auf 200 runter, wählte die Spotmessung und fokussierte im AF-C den Graureiher an.
Da ich mich nicht verstecken konnte, bemerkte der Graureiher natürlich mein Fotografieren und man wird schnell als Feind angesehen. So bemerkte ich wiederum, dass seine Flügel sich leicht bewegten und dass das ein Anzeichen des Wegfliegens ist. Und zack, passierte es auch schon.
Da ich die ISO aus lauter Hektik nicht so schnell erhöhen konnte, war meine Belichtungszeit mit 1/250 Sekunde viel zu lang für die Verfolgung des Abhebens und ergab damit unscharfe Aufnahmen.
Aber aus Schaden wird man klug und werde in Zukunft die Belichtungszeit auf 1/1250 Sekunde verkürzen. Ja, man lernt nie aus. Jetzt waren alle Graureiher soweit weg, dass sie für weitere Fotoaufnahmen unspannend wurden.
Blaue Azurjungfern Libellen bei der Paarung
Schnell hatte ich mein nächstes Motiv gefunden. Es waren kleine blaue Libellen. Ich probierte weiter mit dem Nikkor 70-200mm zu fotografieren, da es auch mit 200mm ab 1,1Meter scharf ablichten kann.
Die Libelle befand sich ca. 1 Meter entfernt vor mir. So ging ich einen Schritt zurück und voilà der AF konnte die Libellen scharf ablichten. Nicht schlecht für ein Tele dachte ich. Da entdeckten wir ein Libellenpärchen und fotgrafierte auch dieses mit dem Tele. Dann flog es dichter an den Wegesrand.
Schnell wechselte ich auf das Nikkor 105mm Makro Objektiv. Hoffte und bangte zu gleich, dass das Libellenpärchen da länger sitzen bleibt und traute mich deshalb gar nicht zu dicht ranzugehen. Aber als ich mich parallel zu dem Pärchen in Position brachte, flog es wieder weg. Wir verfolgten den Flug und diese Position gefiel mir richtig gut.
Die Sonne im Rücken, das Pärchen parallel zu mir auf einem hohen Grashalm – das war perfekt für ein Foto mit schönem Bokeh (unscharfen Hintergrund). Ich probierte mehrere Blenden durch, da mir die Zeit für die Kontrolle fehlte. Mit Blende f/8 hatte ich alles was ich wollte. Dann flogen sie wieder ein Stückchen weiter und wir ließen sie in Ruhe.
Kleinste Blümchen ganz groß
Eine kleine Fliege setzte sich auf die gelbe Blüte. Zack, war ich wieder auf den Knien. Die Knie waren schon ganz schmutzig vom feuchten Boden. Aber dafür war ich mit der Fliege auf Augenhöhe – und nur das zählt (zumindest in dem Moment). Sie blieb artig sitzen und machte sich an den Nektar zu schaffen. Ein klasse Motiv – bis sie weiter flog.
So gab es viele weitere kleine und noch winzigere Blümchen oder Pflanzen – zum Teil versteckt im Gras oder Gebüsch – die abgelichtet wurden, um sie als Erinnerung einzufangen. Auch, weil ich zum Teil solche noch nie „bewußt“ gesehen habe.
Erstaunlich, was man mit dem Makro so detailliert ansehen kann.
Zarte Blümchen am Wegesrand
Dieses kleine Blümchen lag ganz versteckt im Gras und war winzigklein. Die Staubbeutel und Pollen waren mit boßem Auge so überhaupt nicht erkennbar. Ich musste viele Aufnahmen aus der Hand machen, um dann irgendwann genau den mittleren Bereich korrekt abgelichtet bekommen zu haben.
Fazit des heutigen Tages: Viele Besucher waren hier um das Biotop anzusehen, aber diese Vielfalt der kleinen Blüten hat bestimmt keiner so schön bestaunen können.
!!!Und genau das ist das Schöne an der Makrofotografie: Die Natur wieder bewusster wahrnehmen und sie neu zu entdecken. Besonders die Details, welche mit bloßem Auge kaum bis gar nicht erkennbar sind.
Insektenvielfalt im Biotop am Lago d’Ampola Minore
Bienen
Ich bekam nicht genug und mußte noch mein Lieblings-Kornblümchen fotografieren. Da setzte sich dann auch noch eine Biene rein. Nicht perfekt, aber ein nettes Arrangement – dachte ich. Denn vor lauter Begeisterung drehte ich unabsichtlich den ISO-Wert hinten an der Kamera hoch, statt die Blende am vorderen Rädchen ein wenig weiter zu schließen.
Grashüpfer
Gleich daneben hüpfte einer der vielen Grashüpfer vor mir rum. So nach dem Motto: Fotografiere mich, wenn du schnell genug bist. Mit Abstand aus der Ferne weniger das Problem. Dann wollte ich aber doch mehr Feinheiten mit drauf haben und schwupp di wupp weg war er und versteckte sich im Grasdickicht. Aber ich sehe dich und fotografierte wieder aus der Ferne.
Dann näherte ich mich – so gut es ging – langsam dem Grashüpfer und er blieb dort weiterhin sitzen. Ich näherte mich immer weiter und fotografierte dabei ständige weiter, bis mich meine Bauch- und Armkräfte verließen und das Zittern anfing.
Zeit für eine (Muskel)Pause und kontrollierte die Fotos dabei. Amüsiert schüttelte ich den Kopf und sagte: „Ach, sieh an! Du sitzt nicht nur da, sondern frisst das Blatt dabei!!“ Mit den Augen ist dieses „Mittagsmahl“ für mich nicht erkennbar.
Libelle
So zog ich weiter und fing jedes weitere interessante Motiv ein. Fotografierte alles was mir vor die Augen kam und näherten uns so langsam Richtung Ausgang dabei. Denn das Sonnenlicht wurde immer härter, aber vorallem überstrahlte es die kleinen Motive in ihren Konturen und ich war vor Hitze schon klatschnass.
Biene ohne Vorankündigung
Hier wollte ich die Kleeblüte (ohne Biene) gerade fotografieren und beim Auslösevorgang landete die Biene. Durch die Landung wippte die Blüte nach hinten und dadurch war die Biene (statt Blüte) durch Zufall in der anvisierten Schärfeebene platziert. Glück gehabt.
Makrofotografie – Einstellungen
Blendenwahl für Motiv und Bokeh
Bei den Aufnahmen ist es mir wichtig, ein scharfes Motiv und gleichzeitig möglichst ein schönes Bokeh zu fotografieren. Ein Richtwert ist bei mir erstmal die ISO 800 (möglichst als Maximum) und schaue dann auf die Blende und die Verschlusszeit. Die Verschlusszeit habe ich gerne so um die 125-250/Sekunde. Häufig auch kürzer, wenn die kleinen Flieger eher unruhig sind oder der Wind zu nimmt.
Die Blende und schönem Bokeh sind abhängig vom Winkel/der Ebene zwischen Objektiv der Kamera und dem Motiv. Ist alles parallel (was am Idealsten ist), dann ist häufig eine Blende von f/5.6 eine gute Wahl. Was auch den Vorteil einer kürzeren Verschlusszeit hat.
Brauchst du mehr Schärfentiefe?
Dann probiere dich durch die Blendenstufen. In der Regel kann man in der Kamera schon den Effekt erkennen. Manchmal sind Blenden von f/16 sogar notwendig. Dann leidet aber häufig das Bokeh und der Hintergrund wird zu sichtbar. Das könnte wiederum das Foto zu unruhig erscheinen lassen.
Hier hilft nur probieren, statt studieren.
Wer schon mehr Erfahrungen hat, kann sich auch mit dem Stacking weiter helfen. Allerdings nur, sofern es Motiv und Wind zu lassen. Denn Bewegungen, Veränderungen, etc. zwischen den einzelnen Fotos dürfen nicht geschehen – was zumindest bei vitalen Objekten schwierig werden könnte.
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